29.06.2016

Mobil bis ins hohe Alter

“Mobil aber sicher” heißt das diesjährige Motto der Landesverkehrswacht und richtet sich vor allem an ältere Verkehrsteilnehmer.

Mitte Juni tagte die Landesverkehrswacht Bayern in Kelheim. Das diesjährige Thema lautete “Mobil aber sicher”. Damit will man konkret ältere Verkehrsteilnehmer ansprechen, denn die werden immer mehr.
Vielen mag die Verkehrswacht in Verbindung mit Schulwegsicherheit für Kinder oder Fahrsicherheitstraining für Fahranfänger bekannt sein. Dass die Arbeit der Verkehrswacht aber bereits mit der Beratung von Schwangeren beginnt und erst im hohen Alter endet, ist vielen nicht bewusst.
Vor allem das Thema Senioren und Verkehrssicherheit birgt für die Landesverkehrswacht und ihre lokalen Ableger jede Menge Stoff. Elektroscooter, Pedelecs oder Rollatoren sind Aspekte, die in den vergangenen Jahren immer mehr an Brisanz gewonnen haben. Klaus-Dieter Zerwes kann ein Lied davon singen. Er ist Projektleiter von “Sicher unterwegs” und hat für die Landesverkehrswacht Bayern Seniorenprogramme mit entwickelt, die er schon seit Jahren auch erfolgreich im Landkreis anwendet. So gibt es zum Beispiel theoretische Kurse für Senioren: “Wer weiß schon Bescheid über neue Verkehrsbestimmungen, wenn er vor 35 Jahren den Führerschein gemacht hat?”, so Zerwes.
Aber auch die Gefahr, die durch die Einnahme bestimmter Medikamente droht, wie sich mit dem Alter das Sehen, Hören und die Reaktionsfähigkeit verändert oder welche technischen Änderungen es gibt, um möglichst lange im eigenen Fahrzeug unterwegs zu sein, sind Bausteine dieser Seminare.
In halbtägigen Fahrsicherheitstrainings wiederum können Senioren das Vollbremsen testen, das Wenden, den Fahrstreifenwechsel oder auch das Fahren im Kreisel. Aber auch ältere Motorradfahrer können hier ihre Verkehrssicherheit erproben. “Die geraten bei uns in den vergangenen Jahren verstärkt ins Visier. Schwerpunktmäßig passieren die meisten Unfälle zwischen 40 und 60 Jahren, wenn die Führerscheinprüfung schon länger her ist und man lange nicht gefahren ist”, weiß Zerwes. Auch die neue Mobilität ist ein Baustein, der immer wichtiger wird. Seit 2013 geht die Verkehrswacht im Landkreis an Themen wie Pedelecs ganz gezielt heran: “Die Geschwindigkeiten werden oft unterschätzt. Schwere Unfälle drohen. Früher, wenn man ein Mofa fahren wollte, brauchte man eine Mofaprüfbescheinigung. Auf das Pedelec kann sich jeder draufsetzen, sogar ohne Helm.”
Nun möchte die Verkehrswacht ihr Engagement für Senioren noch weiter ausbauen und ab 2017 das Programm “Fit im Auto” auflegen. In Halbtagsveranstaltungen sollen ältere Teilnehmer sowohl Theorie pauken als auch praktische Übungen machen und anschließend noch mit Fahrlehrern im fließenden Verkehr mitfahren. Bei einem Abschlussgespräch erhalten die Teilnehmer Rückmeldung. Noch in diesem Herbst werden Moderatoren für dieses neuartige Modell ausgebildet. Denn eines steht fest: Die Verkehrsteilnehmer werden immer älter. Vor allem auf dem Land will man so lange mobil bleiben wie möglich, das weiß auch Zerwes. Deshalb hält er gar nichts von Zwangsabgaben von Führerscheinen sondern appelliert lieber an die Vernunft des Einzelnen, setzt auf Alternativen: “Warum haben wir in zehn Jahren nicht das begleitete Fahren von Senioren?”

Quelle: Rundschau vom 29.06.2016

 

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Mobil aber Sicher