Kinder im Auto richtig sichern
Auszubildende der Kelheim-Fibres bauten in Eigenregie einen Kindergurtschlitten und übergaben ihn an die Kreisverkehrswacht.
Meister Martin Pittner, Ralf Schmid im 2. und Arisoy llker im 3. Lehrjahr zeigen den Kindergurtschlitten (v. li.)
Die Zahl der Gurtmuffel nimmt wieder zu. Manchmal ist man in Gedanken und vergisst sich anzuschnallen. Oft tut man es absichtlich nicht, ist ja nur eine kurze Strecke. Dabei ist auch hier der Gurt wichtig und lebensrettend, denn schon geringe Aufprallgeschwindigkeiten können ohne Sicherung lebensgefährlich sein. Besonders fahrlässig ist es, wenn Kinder im Auto nicht richtig gesichert werden. Auch Kleinkinder müssen in Kindersitzen untergebracht und angeschnallt werden. „Oft eilt es, man nimmt ein Kind nur schnell auf den Schoß oder sieht nicht nach, ob alle richtig angeschnallt sind“ sagt Christian Prasch, Vorsitzender der Kelheimer Verkehrswacht. Man kann noch so aufpassen, es kann immer etwas Unvorhersehbares passieren oder ein anderer Verkehrsteilnehmer einen Fehler machen und dann gibt es eine Vollbremsung oder einen Zusammenstoß. Wenn man meint dass bei niedrigeren Geschwindigkeiten unangeschnallt nicht viel passiert oder man sich noch selbst abfangen kann, unterschätzt man die Kräfte der Physik und überschätzt die eigene Reaktion und Kraft. Wer es nicht glaubt soll sich entsprechende Videos von Crash-Tests ansehen oder mal in den Überschlagssimulator der Kelheimer Verkehrswacht steigen. Wer kopfüber im Gurt hängt, weiss wie wichtig dieser ist.
Kopfüber im Gurt
Um zu demonstrieren wie wichtig das Anschnallen auch für kleine Kinder ist, gibt es den Kindergurtschlitten. Unter dem Begriff können sich die wenigsten etwas vorstellen, die Erfindung gibt es auch erst seit einigen Jahren. Es ist eine Vorrichtung mit der gezeigt wird wie sich eine bestimmte Aufprallgeschwindigkeit auf ein Kind im Kindersitz auswirkt. „So etwas wollte ich für unsere Kreisverkehrswacht auch haben“ sagt Christian Hopfner. Er ist Rechtsanwalt, Fachanwalt für Verkehrsrecht, und juristischer Beistand der Verkehrswacht. „Man kann sehr eindrucksvoll vorführen wie wichtig es ist, dass Kinder richtig gesichert sind. Aber die meisten Geräte sind sehr groß und unpraktisch zu transportieren“ sagt Hopfner. Und teuer. Also hatte er die Idee selbst so einen Kindergurtschlitten zu bauen, beziehungsweise bauen zu lassen. Über einen Bekannten wurde der Kontakt zur Kelheim Fibres hergestellt. „Dort wurden wir mit offenen Armen empfangen“ freut sich Hopfner. Auch Verkehrswacht-Vorsitzender Christian Prasch und Geschäftsführerin Christine Dauerer bedankten sich bei der Übergabe des Gerätes in der Werkhalle der Fabrik bei Tobias Westner. Er ist Personalleiter und Leiter der Berufsausbildung bei Fibres und hatte den Bau organisiert. In die Tat umgesetzt wurde er von richtigen Praktikern: Martin Pittner, Industriemechaniker, Meister und Ausbilder, und einigen Auszubildenden.
„Es hat Spaß gemacht, war aber auch eine Herausforderung. Wir hatten nur die grobe Idee von einem Foto“ sagt Ralf Schmid, Indusriemechaniker-Azubi im zweiten Lehrjahr. „Wir haben alles selbst geplant und umgesetzt“ sagt sein Kollege Arisoy Ilker, er ist im dritten Lehrjahr. Winkel berechnen, Entwürfe zeichnen, Gewinde schneiden, schweißen und einiges mehr. Die jungen Männer waren richtig gefordert, „sie haben schon tüfteln müssen und auch mal Kleinigkeiten ändern“ sagt Pittner. Vierzehn Tage haben sie etwa daran gearbeitet, und das Gerät ist richtig gut geworden.
Etwas Konkretes bauen
„Für Azubis ist es super, wenn sie etwas Konkretes bauen“ sagt Westner. „Wenn sie sehen, welchen Sinn ihr Beruf hat. Und das auch noch für einen guten Zweck.“ Denn Kelheim-Fibres hat alles unentgeltlich zur Verfügung gestellt: Werkhalle, Material und Arbeitskräfte, und spendet den Kindergurtschlitten der Kelheimer Verkehrswacht. „Wir können ihn in Kindergärten oder Schulen vorführen oder bei verschiedenen Veranstaltungen. Und immer, wenn auch unser Überschlagsimulator im Einsatz ist“ sagt Prasch. Dann präsentieren Ralf und Arisoy ihre Errungenschaft: das Gestell ist aus Stahl. Auf einer schiefen Ebene sitzt eine Puppe auf einem Sitz der nach unten rollt.
Christian Prasch, Tobias Westner, Christine Dauerer, Martin Pittner, Christian Hopfner, Ralf Schmid und Arisoy llker (v. li.)
Bei einem Aufprall von nur etwa 10 km/h fliegt sie in hohem Bogen aus dem Sitz. Angeschnallt hält der Gurt die Puppe im Sitz zurück.
Quelle: Mittelbayerische Zeitung